Es ist nicht zu fassen – der nächste Skandal in der bäuerlichen Tierhaltung, und was für einer!!!!
Am Wochenende bekamen wir einen aufgeregten Anruf – in einer kleinen Ortschaft im oberösterreichischen Innviertel würde es einen Hof geben, wo die Besitzer angeblich eigene schwere soziale Problemen wälzen, und dennoch viele Tiere um sich versammelt hätten. Tiere, denen allesamt das Mindestmaß an einem gesunden, artgerechten Umfeld vorenthalten wird…
Oft handelt es sich bei solchen Anrufen lediglich um Nachbarschaftszwistigkeiten; nichtsdestotrotz muss man den Vorwürfen immer auf den Grund gehen, denn wenn in den Erzählungen doch ein Kern Wahrheit steckt, wer hilft dann den an der jeweiligen Situation völlig unschuldigen Mitgeschöpfen?
Meist erkennt man eine klägliche Tierhaltung schon von außen – wenn sich der gesamte Hof in schlechtem baulichen Zustand präsentiert, Schutt und Müll eine Einheit mit zerbröckelndem Mauerwerk bilden und sich der Tiermist im Hof aufstapelt, dann ist ein genaueres Betrachten das Gebot der Stunde!
Dieser erste Eindruck traf dann auch auf ‚unser‘ Objekt zu; eine Misere, daran konnte auch das Baugerüst rund um das Haupthaus nichts ändern, welches aber wenigstens davon kundete, dass die Besitzer noch nicht in das ‚Alles egal‘-Befinden abgerutscht sind, sie vielleicht doch noch die Kraft haben könnten, den Umständen zu trotzen und Veränderungen herbeizuführen wünschen.
Machen wir es kurz: an jenem ‚Tatort‘ wird diese Hoffnung leider aber auch bloß Hoffnung bleiben, denn was wir dann vorfanden, es spottet jeder Beschreibung! Beginnen wir mit den kleinen Lichtblicken – außerhalb des Hofes, getrennt von den Gebäuden durch eine Straße, gibt es einen eingezäunten Bereich, wo sich Hühner, Gänse und Enten tummeln; einige Bäume spenden dort Schatten, es gibt Gräser und, zu unserem Eintreffen leider recht brackiges, Wasser. Eine Gans dürfte an einem gebrochenen Flügel gelitten haben, jedenfalls steht dieser in sonderbarem Winkel vom Körper ab; wie das passierte, darüber gibt es widersprüchliche Aussagen von Seiten der Tierhalter. Jedenfalls gehört die Verletzte in medizinische Obhut, so viel steht fest! Aber ansonsten scheint es den Vögeln halbwegs gut zu gehen. Einzig, wir haben gehört, sie würden – zumindest einige davon – immer wieder durch die Maschen schlüpfen und dann wegen der direkt angrenzenden Straße in gefährliche Situationen geraten; das kann natürlich sein, muss wohl nun genauer untersucht werden, im Moment können wir ein solches Szenario nicht bestätigen.
Am Hof selbst gibt es einige Esel und Ponys, deren Zustand als ganz ok einzustufen ist; sie haben einen ständigen Zugang unter ein schützendes Dach, wo ausreichend Heu und Stroh geboten wird, sowie – zumindest bei unseren Besuchen – entgegen den anderen HofbewohnerInnen sauberes Wasser zur Verfügung. Der Außenbereich des ‚Geheges‘ lässt dann aber schon zu wünschen übrig, die verwahrloste Beschaffenheit mochte dieser Tage vielleicht auch teilweise den vergangenen Regenfällen geschuldet sein. Weiters gibt es einen männlichen Esel, der abseits von Artgenossinnen gehalten wird, gnz alleine – er soll immer wieder Raufhandlungen provozieren, würde die anderen Tiere verletzten oder sogar töten (hören wir); wie dem auch sei, Einzelhaltung ist bestimmt keine Lösung!
Was leider nicht sofort offensichtlich ist, wir aber beim genaueren Betrachten später feststellen – die Hufe der meisten Esel und Pferde sind verwachsen, viel zu lang, bei einigen in solchem Ausmaß, dass diese Schwierigkeiten haben sich normal fortzubewegen!
Zusammen mit den Equiden leben jede Menge kleinerer Schafe einer bestimmten Rasse – wir erfahren später, es soll davon nur mehr wenige hundert Individuen geben – deren Körperhaar viel zu lang und völlig verfilzt ist. Die Tierhalterin wird uns später erklären, sie würde das Geld nicht aufbringen, um ein geeignetes Schurgerät zu kaufen, mit professionellen Schafscherern hätte sie schlechte Erfahrungen gemacht. Besonders eines der Tiere fällt sofort ins Auge, dessen Fell in Fetzen am Körper hängt, zur Hälfte ist es warum auch immer kahl…
Es finden sich zwei Pfaue, eingesperrt in einen finsteren Verschlag – sie, so ein Informant aus der Nachbarschaft, dürfen nie ins Freie.
An der Fassade steht an winziger Käfig, zwei Kaninchen sind darin auf engstem Raum eingesperrt, vegetieren in den eigenen Ausscheidungen.
Daneben, entlang des desolaten Stallgebäudes, gibt es mehrere Gitterkäfige. Darin leben Entenkinder, auf Holzboden, eingestreut mit einigen Halmen Stroh; warum das so ist, erklärt der Landwirt damit, dass sie in ‚freier Natur‘ – also unter den erwachsenen Hühnern und Enten im Freigehege – nicht überleben könnten. Eine Antwort nach dem ‚Wieso‘ bleibt er uns schuldig, ein Grund wären aber auch die Nachbarskatzen. Allerdings, die Kinderschar hinterlässt einen gar schmerzlichen Eindruck, die meisten Köpfe federlos, manche mit kahlen Stellen am ganzen Körper.
Vogelstimmen aus dem Inneren des Gebäudes; im Wissen, es muss hier auch Wachteln geben – die Familie erwirtschaftet angeblich einen Großteil des Einkommens durch den Verkauf von Hühner- und Wachteleier auf Bauernmärkten – stellen wir uns naiv; was wären denn das für Vögel, die hier so laut sind? Wachteln, meint der Landwirt selbstbewusst, ‚wir verkaufen deren Eier, für 25 Cent das Stück‘. Ob wir die anschauen dürften, wir hätten doch noch nie Wachteln in Natur gesehen?!
Nicht einmal zögerlich, und das ist das Verwunderliche, bringt er uns in einen Raum – die Tür mit großer ‚Betreten verboten!‘-Schrift bemalt, wo zwei ca. 1 Meter x 1 Meter-Käfige stehen. In jedem davon leben, so erzählt der Tierhalter, 100 Wachteln… also 100 Tiere auf 1 qm!!!!! Die Käfige verfügen bis auf den Futterautomat und dem Wasserbehälter über keinerlei Ausstattung. Die Vögel sitzen und stehen 24 Stunden am Tag auf dem Gitter, wie in der Legebatterie – und genau so eine ist das hier!!! Un- Un- Unfassbar!!! Wir dachten, seit mehr als 10 Jahren gibt es keine derartigen Einrichtungen mehr in Österreich, und dabei haben wir wohl alle stets nur an die Hühner gedacht! In diesem Bestreben sind die kleinen Vögel völlig untergegangen, später stellt sich gar heraus, auch das Tierschutzgesetz selbst hat auf sie vergessen!!!! Welches Elend, welcher Wahnsinn! Insgesamt gibt es hier um die 400 der Tiere, 200 weitere im Nebenraum, aus dem furchtbarer Gestank entströmt – hinein dürfen wir nicht, ‚das wäre dasselbe wie hier, nur mit weniger Vögel‘, meint der Bauer…
Eingangs erwähnt, der Landwirt lässt keinen Moment aufkommen, wo man ein wenn auch kleinstes Schuldbefinden aus seiner Mimik ablesen kann, fasst die entsetzliche Lage für die kleinen Vögel ganz offensichtlich als ‚normal‘ auf! Wie kann das sein, wie kann ‚Mensch‘ ein derartiges Elend jeden Tag auf ein Neues bezeugen und nicht reagieren? Weiteres: wie kann man jemanden von der Schlechtigkeit des Tuns überzeugen, jemand, der/die offensichtlich über überhaupt kein Unrechtsempfinden zur begangenen Handlung verfügt?
Stellen Sie sich vor, 100 Vögel auf engstem Raum, allesamt auf Gitter stehend, noch dazu auf abfälligem, sodass die Eier aus dem Gefängnis heraus in eine extra Rinne rollen… uns fehlen ganz einfach die Worte! Wie kann ‚Mensch‘ ein solches Elend hervorrufen und dann wenige Meter nebenbei in den eigenen vier Wänden zufrieden zu Bett gehen?
Es ist ein echter Skandal, dass das Tierschutzgesetz so wenig zur Wachtelhaltung hergibt. Wir werden diesen unmöglichen Zustand zu ändern wissen. Die Wachtelhaltung, nehmen Sie uns beim Wort, muss dezidiert in die Gesetzesbücher aufgenommen werden, Zustände wie diese, sie müssen schwarz auf weiß ohne jede Hintertür SOFORT verboten werden!!!
Dabei ist der komplette Wahnsinn mit den Wachteln auf jenem Hof noch immer nicht ausgereizt… wie wir wissen, soll es auch kleine Schweine irgendwo eingepfercht geben! Wir fragen deshalb vorsichtig – und siehe da, der Bauer meint: ‚Ja, die haben wir dort hinten. Allerdings, deren Platz schaut zur Zeit sehr schlimm aus, also, so schlimm wie jetzt war es noch nie, aber das ist halt so weil es in letzter Zeit auch viel geregnet hat!‘ Dann sehen wir die Tiere – das für sie vorgesehene Gehege wäre ja gar nicht einmal so schlecht geeignet, mit einem schattenspenden Baum in der Mitte, aaaaber: der gesamte wenige Quadratmeter große Platz präsentiert sich als einzige Schlammwüste, es gibt keinen trockenen Fleck. Beinahe lächerlich wirkt das viel zu kleine Holzhüttchen – wo dann höchstens 2 der Tiere gleichzeitig Unterkunft finden würden, es sind aber fünf Individuen – ist es doch umgeben von purem Morast; so bietet es keinen Zentimeter trockenen Boden, bloß Schutz (und diesen wie gesagt für höchstens 2 Tiere) vor dem vom Himmel kommenden Wasser. Die armen Schweine ertrinken beinahe im Schlamm, sie stehen bis zum Bauch und tiefer in der Pfütze. Später erfahren wir, einige Tierkinder wären in den letzten Tagen verstorben – wäre es ein Wunder? Jedermann/frau weiß doch, besonders die Säuglinge sind sehr anfällig auf Nässe, zudem war es ja auch ziemlich kalt für ein paar Tage – die Überlebenschance in dem Morast war für sie, so die Geschichte stimmt, gleich Null!!!! Stellen Sie sich vor, die Landwirtschaft verfügt über viele Hektar Wiesen und Wälder; auf all diesen vielen Hektar wird den armen Schweinen ein Gehege zugestanden, welches kaum ein paar Quadratmeter misst, wo es keinen trockenen Platz gibt, wo sich kein Fleckchen findet, wo die Tiere nicht in den eigenen Fäkalien liegen müssen…
Jetzt kommt der schwerste Teil der Aufgabe – wir müssen mit den weiteren Schritten noch ein bisschen zuwarten, soll es doch noch mehr Tiere geben, die wir aber im Moment nicht entdecken können! Wo die versteckt sind, das muss mittels einer weiteren Recherche festgestellt werden, vorher wollen wir nicht anzeigen – denn die Behörden hätten dann nur Zugang zu den von uns schon besichtigten Räumlichkeiten, und gibt es tatsächlich weitere, versteckte Opfer, würden deren Geschichte vielleicht beim vorzeigten Aufzeigen unerzählt bleiben, deren entsetzliche Situation prolongiert. Das darf nicht sein, hier muss alles an die Öffentlichkeit, nur so kann der fürchterliche Verrat an den Tieren vollständig ausgemerzt werden!!!
Schließlich führt die angesprochene Recherche zu den erhofften – oder besser befürchteten – Ergebnissen! Nun ist klar, es gibt noch einen zweiten Raum mit Wachteln, und auch ein einzelnes Schwein im Inneren eines Lagerraumes fristet ein gar trauriges Leben.
Und so finden wir uns wieder an jenem brütend heißen Vormittag, mit uns haben wir Gemüse und Brot für die Tiere gebracht. Eine erhoffte Chance, halbwegs alleine die gesuchten Räume erkunden zu können, ergibt sich urplötzlich – und wir handeln blitzschnell, zögern keinen Moment! Tatsächlich ist auch der angesprochene zweite Raum mit Wachtelkäfigen ausgestattet, es sind ihrer drei. Auch hier dieselben unverantwortlichen Bedingungen, herzzerreißend. Einigen der Tieren geht es offensichtlich ganz schlecht, somit steht fest: es ist Gefahr im Verzug, wir werden so schnell als möglich die Behörde herbei rufen.
Die letzten Tage haben wir damit verbracht, Erkundungen zur Wachtelhaltung einzuholen; es ist einfach unfassbar, es gibt zwar gut gemeinte Empfehlungen, aber echte Regeln, die sind Fehlanzeige! Nicht einmal diese entsetzliche mittelalterliche Gitterhaltung ist dezidiert verboten, es fehlen uns einfach die Worte!
Aber, und das muss unsere nächste große Aufgabe sein: wir werden entsprechende Grundlagen in den Gesetzbüchern verankern, und wenn es das letzte ist, was wir tun!
Wir sind jetzt im Wirrwarr der alten Gemäuer, wo man ständig auf die Decke blickt, von Vorahnungen gepackt, diese wird bald herunterstürzen; tatsächlich zeigen sich jene Stallbereiche in beängstigendem Zustand, mit der Wut auf die Bauernleute wächst nun auch ein bisschen das Mitleid – was uns immer wieder selbst ärgert, dennoch kann man kann seine Gefühle, besonders in derartigen Ausnahmesituationen, nicht gänzlich verleugnen… Ja, es ist eine wahre Tiertragödie, welche wir hier bezeugen, und es gibt keine Ausrede – für niemanden – Mitgeschöpfe in derart fürchterliche Bedingungen zu zwängen, aber wie auch immer bleibt ein flaues Gefühl im Magen; eine Anteilnahme für Menschen, in deren Schuhen wir wohl keinen Meter wandern möchten. Sie sind selbst vom Leben gestraft, vielleicht deshalb empfinden sie die Situation der Tiere als nicht bemitleidenswerter, offensichtlich sogar als ‚normal‘. Soziale Tiefen tun sich auf, durch welche wir niemanden wünschen waten zu müssen.
Wenn aber Tiere die Leidtragenden solcher Konstellationen sind, dann müssen all diese Regungen außer Acht gelassen werden; dann gilt es nur mehr, für sie, die sonst niemanden haben, einzuschreiten, ohne nennenswerte Rücksicht auf menschliche Befinden…
Nachdem wir auch noch das arme alleine gehaltene Schwein in der Lagerhalle finden – ein Anblick, der das Herz zerbricht – und uns der Problematik rund um die Equidenhufe nun so wirklich bewusst werden, ziehen wir uns vom Hof zurück.
Fotos: Trostlosigkeit pur – das Gemüse haben wir gebracht… An einer nahen Lichtung beraten wir kurz – dann erfolgt der Anruf an die Behörden, mit dem dringenden Appell, es sei rasches Handeln angesagt, die berühmte Gefahr wäre im Verzug. Nun gilt es abzuwarten, rasche Hilfe wurde uns jedenfalls zugesagt. Um keine unnötige Eskalation zu provozieren, platzieren wir uns etwas abseits, den Hof immer im Blickfeld.
Plötzlich, ohne von uns gerufen worden zu sein – auch die Behörde wird sich später ob des raschen Erscheinens der Exekutive verwundert zeigen – fährt die Polizei vor, direkt auf den Hof. Nun sind wir in jener Position, die rasches Handeln verlangt; die Herausforderung ist eine gegebene, und trotz des Wissens, der Bauer würde nun furchtbar wütend sein, ‚entern‘ auch wir den Hof. Wie erwartet stürmt der Landwirt dann auch sofort auf uns zu, verbietet uns, das Gelände zu betreten. Selbstredend hat er verstanden, wir zeichnen verantwortlich für den Lauf der Dinge. Sein forsches Vorgehen wird allerdings ein bisschen gebremst durch die Uniformierten vor Ort; die Polizisten möchten nun unsere Daten aufnehmen, zeigen sich aber von der Szenerie doch ergriffen. Ja, sie fordern Einlass in alle Räume von welchen wir erzählen, machen eine Bestandaufnahme, fotografieren das Gesehene, den Ist-Stand (was sich später als wichtig heraustellen wird, einfach weil die Behörde dann erst nach Stunden am Hof erschien und die Bauernleute die Zeit nutzten, um in der Zwischenzeit emsig am Verbessern der Situation zu arbeiten…).
Wir kontern das Schimpfen des Grundbesitzers inzwischen mit ruhigen Worten, er müsse doch einsehen, dass man Tiere nicht in so einer Misere leben lassen darf. Warum nicht, meint er fast trotzig, das wären doch Schweine. Ja, aber die darf man nicht so halten, es gäbe gesetzliche Bestimmungen, an welche sich jedermann halten muss. Egal, er würde sie sowieso nicht mehr lange haben, hören wir jetzt. Ok, unser Konter, wir könnten Plätze für die Armen anbieten. Die Antwort ist eine altbekannte: ‚mit solchen Leuten wie Euch‘ mache ich keine Geschäfte. Die Sache mit den Schweinen würde sich ohnehin schnell lösen, er würde sie nämlich alle ‚abstechen‘…. Wird er nicht, so viel steht fest. Derartige Reaktionen zeigen nur die Hilflosigkeit in den Handlungen.
Dann allerdings müssen wir den Ort verlassen, und auch die Polizei zieht sich zurück; es ist jetzt ca. halb 1 Uhr nachmittags, um 13.30 würden sie wiederkommen, im Schlepptau mit dem Amtstierarzt.
Ok, jetzt ist erneutes Warten angesagt, von den Bauernleuten natürlich genützt, um hektisch Stroh und Heu auszufahren, die Stallungen zu misten, allfälliges Beweismaterial zu entfernen. Frisches Wasser wird gebracht, sehen wir später, sowie die Futternäpfe aufgefüllt.
Inzwischen ist die Nachbarschaft aufmerksam geworden, und wir beantworten deren Fragen breitwillig. Allerdings, es ist erschreckend, nicht nur einmal bekommen wir zu hören, wie gesund doch die Eier vom angeklagten Hof wären. Aber gerade die Wachteln, die wären nicht gesund, wie schrecklich die doch leben müssten, antworten wir; wäre das kein Argument, um über den Konsum nachzudenken? Nein, das geht nur die Bauernleute etwas an, solange die Ware gut wäre, könnten wohl auch die Haltungsbedingungen nicht so schlecht sein, ist die doch etwas ignorante Grundeinstellung…
Es ist halb 2, schließlich 2. Es wird halb 3, und noch immer ist weder die Polizei noch die Behörde vor Ort. Und ohne Unterbrechung arbeiten die Landwirte an einer Verbesserung ihrer Situation, was schon etwas ärgerlich ist. Warum erhalten die derart viel Zeit, um Missstände für die Kontrolle auszumerzen? Die Arbeit, die sie jetzt so hektisch verrichten, die sollte eigentlich ihre tägliche sein, nicht eine für den Moment! Ohne Frage tun sie es nun ja auch nicht für die Tiere, sondern nur darum, um bei der Behörde einen besseren Eindruck zu hinterlassen… Wir trösten uns aber mit den Gedanken, zu Gute kommt das Handeln dennoch den Armen, so erhalten sie zumindest für diesen Tag frisches Einstreu und Essen…
Gerade als wir nochmals telefonisch nachsetzen möchten, fahren aber endlich doch noch sowohl die vertretende Amtstierärztin, im Schlepptau ein Jurist der BH Braunau, sowie die Polizei vor; die amtshandelnden Beamten sind sehr freundlich zu uns, geben unverkennbar zu verstehen, wie notwendig unser Einsatz war, aber die Hof- und Grundbesitzer urgieren schließlich wieder, verlangen unseren sofortigen Abzug.
So gilt es erneut zu warten; die BehördenvertreterInnen versprechen, nach dem Einsatz zu einem Gespräch zu kommen; was uns sehr zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass der Zeitraum zu diesem Zusammentreffen sich in weiteren gut 2 Stunden niederschlägt, erst dann verlassen die Befugten die Landwirtschaft. Was bedeutet, es gab dort eine ganze Menge zu dokumentieren, zu bereden – ein Umstand, der ganz sicher den Tieren zugutekommen wird!!!
Es ist nun bereits halb 5 Uhr nachmittags, und mit großer Anspannung hören wir schließlich wie sich die Angelegenheit weiter entwickeln wird. Auf jeden Fall wurden die groben Missstände erkannt und bekundet, die Kaschierungsversuche haben offenbar nichts genützt. Unfassbar ist aber, dass die Wachtelhaltung dem Anschein nach zumindest im Augenblick nicht unterbunden werden wird, von der berüchtigten Gesetzeslücke wird gesprochen, aber diesen Umstand, den werden WIR ändern, mit aller Macht. Jedenfalls, so traurig es ist, viele der Wachteln werden in den nächsten Tagen getötet, sie sind nach tierärztlicher Ansicht in derart schlechtem Zustand, dass jede andere Handlung eine Tierquälerei darstellen würde; ein Hufschmied muss schon morgen kommen, ebenso ein Schafscherer, die Schweine müssen noch heute in anderen Stallungen untergebracht werden, zudem wird es in den nächsten Tagen mehrere Kontrollen geben, und die werden sich auch über die folgenden Monate fortsetzen. Wie es aussieht, wird der Bauer vielleicht sogar die Tierhaltung aufgeben, auf jeden Fall müssen viele der Armen abgegeben werden – wo sich dann die wunderbare Pfotenhilfe (www.pfotenhilfe.at) sofort angeboten hat, diese aufzunehmen….
Nach geschlagenen 9 Stunden beenden wir den Einsatz, von der unfassbaren Tageshitze und der Problematik gezeichnet; Schlaf werden wir heute wohl wenig finden, trotz der Müdigkeit, die dann vielmehr eine des Geistes denn des Körpers ist…. Unfassbares Detail am Rande: im Netz finden sich Artikel zu besagtem Bauernhof; unter anderem berichtete iko, die Seite der Landwirtschaftskammer Salzburg, unter der Headline ‚Ein Ei ist nicht wie jedes andere‘ in positivster Weise über die TierhalterInnen. ‚Das xxx-Ei wird unter ursprünglichen Bedingungen und Kriterien produziert, die bereits im Hühnerstall beginnen und es zu etwas Besonderem machen‘, lesen wir da. Weiters: ‚Die Konsumenten setzen immer mehr eine umweltgerechte Halteform und gute Futterqualität voraus, ferner die Produktion ‚um die Ecke‘, welche kurze Transporte und optimale Frische garantiert.‘ ‚Die Fam. xxx hat sich für eine kleine Landwirtschaft mit einem kleinen Tierbestand von Schafen, Eseln, Mini-Schweinen und im Besonderen für die Vermarktung von gesunden Eiern entschieden….. xxx hat eine starke Bindung zu ihren Tieren und ist um ihr Wohlergehen sehr bemüht.‘ Zu guter Letzt schließt der Artikel mit den Worten ‚Den Kauf von Eiern zum Erlebnis machen‘.
Die Frage, die sich stellt – ist jemand wie der/die VerfasserIn solcher Zeilen mitschuldig an der Misere, weil sie ein Tierleid übergehen und dieses sogar durch die eindeutige Kaufempfehlung fördern? Wir gehen stark davon aus, dass es der Verfasser/ die Verfasserin des Artikel nicht der Mühe wert fand, sich von dem was er oder sie niederschrieben hat, auch selbst zu überzeugen, denn anders wären diese Zeilen wohl so nie zustande gekommen. Jedenfalls, was wir hier lesen darf ganz sicher als Kundentäuschung bezeichnet werden, auch wenn eine (hoffentlich) nicht absichtlich herbeigeführte… Fazit:
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