Wiederholungstäter und Tierquäler in Niedersachsen
PETA zeigt Enten- und Schweinemäster erneut an
Entenmast:
Enten lieben das Wasser und pflegen intensive Beziehungen zu ihren Artgenossen und Familien. Die intelligenten Tiere können sogar schon als Küken abstrakte Konzepte erfassen. Zudem können Enten wie jedes andere Lebewesen eines – leiden!
In der intensiven Mast ist es den stark überzüchteten Wasservögeln kaum möglich, eine ihrer arttypischen Verhaltensweisen auszuleben, denn das für sie wichtigste Element fehlt – das Wasser. Zudem wurden den eigentlich schlanken Enten enorme Fleischmassen angezüchtet. Schon nach kurzer Zeit bewegen sich die Tiere kaum noch, denn aus dem schnellen Muskelwachstum resultiert in den meisten Fällen eine Bein- und Skelettschwäche. Dies kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Tiere auf den Rücken fallen und aus eigener Kraft nicht mehr auf die Beine kommen. Sie verdursten oder sterben an Schwäche und Stress – ein langsamer und qualvoller Tod.
Rückblick: Im Jahr 2012 hatte PETA in einem der „Wiesenhof-Skandale“ aufgedeckt, wie Enten bei einem Wiesenhof-Vertragsmäster in Melle tagtäglich unter der Zucht und Haltung leiden. 2016 stellte das Amtsgericht Osnabrück das Verfahren, welches durch die Strafanzeige von PETA ins Rollen kam, gegen eine Zahlung einer Geldbuße in Höhe von jeweils 4000 Euro ein.
Wiesenhof trennte sich aufgrund der zutreffenden PETA-Recherchen von dem Mäster.
Realität: 2017 erhält PETA weitere Aufnahmen aus demselben Entenmastbetrieb in Melle. In den Ställen zeigt sich das gleiche trostlose Bild wie vor fünf Jahren: Tausende Enten in einer großen Halle, die teilweise auf ihrem eigenen Kot leben müssen. Von einer offenen Wasserfläche können die Wasservögel nur träumen. Stattdessen leiden sie offensichtlich schon nach wenigen Wochen unter Beinfehlstellungen. Einige Tiere liegen auf dem Rücken und kommen aus eigener Kraft nicht mehr auf die Beine. Das Federkleid ist oftmals schmutzig – normalerweise würden die Tiere es täglich in offenen Wasserstellen wie Seen oder Flüsse säubern.
Die Körper der toten Enten werden mittlerweile an Tomassen Duck-To B.V. geliefert. Dieses niederländische Unternehmen gehört zu BR Group, einem der weltweit größten Händler mit Entenprodukten. Tomassen rühmt sich auf seinen Internetseiten mit Versprechungen wie „einer optimalen Versorgung der Tiere bei den Entenzüchtern“ oder betont eine „nachhaltige Entenzucht“ mit „gesunden Tieren“. Sätze wie „Sie haben relativ viel Freiraum, leben auf Stroh und werden von sehr fachkundigen – und auch leidenschaftlichen Entenzüchtern – versorgt“ oder „…ist das Personal auch in puncto Wohlergehen der Tiere und Lebensmittelsicherheit gut ausgebildet“ sind reine Marketingstrategien und haben mit der Realität nichts zu tun.
Nach eigenen Angaben des Unternehmens ist Deutschland der größte Abnehmer seiner Entenprodukte. Bei der EDEKA-Gruppe entdeckte PETA Fleisch von Tomassen in der Tiefkühltruhe. Ebenso wurden Entenprodukte in verschiedenen Onlineshops wie beispielsweise „BOS FOOD“ und in asiatischen Supermärkten ausfindig gemacht. Da das Fleisch auch in den Großhandel gelangt, kann es auch in Restaurants, wie zum Beispiel Asia-Restaurants, angeboten werden.
Tomassen schreibt auf seiner Website: „Und wenn Ihr Kissen mit Entendaunen gefüllt ist, dann schlafen Sie vielleicht sogar auf unseren Federn …“ Die Tiere werden im Schlachthaus vollautomatisch gerupft und anschließend an Daunenhändler und -verarbeiter weiterverkauft. Über die tierquälerische Haltung und Tötung der Enten erfahren die Käufer von Daunen nichts.
Schweinemast:
PETA wurden zudem Bilder aus der Schweinemastanlage des Mästers zugespielt. Teilweise verletzte Schweine liegen auf harten Spaltenböden in völlig verdreckten und engen Buchten. Einige Tiere leiden unter geschwollenen Gelenken, Abszessen oder angenagten Ohren sowie den zuvor kupierten Ringelschwänzen. Eine für die intelligenten und reinlichen Schweine derart schmutzige und reizarme Haltung führt in den meisten Fällen zu Bissverletzungen – so auch im Stall des Mästers in Niedersachen. Aufgrund des im Kot und Urin enthaltenen Ammoniaks muss die Luft im Stall in den Lungen und Augen der Tiere brennen. Anzeichen dafür sind viele Tiere im sogenannten Hundesitz (eine Schonhaltung bei Atemwegs- oder Gelenksproblemen) sowie die teilweise entzündeten Augen der stark vernachlässigten Tiere.
Anzeige:
PETA hat erneut Anzeige gegen den Betreiber der Enten- und Schweinemastanlage in Melle (Niedersachsen) erstattet. Wegen erneutem Verdacht des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sowie die tierschutzwidrige Tötung fordern wir eine sofortige Schließung der Mastbetriebe und ein Tierhalteverbot für die Verantwortlichen.
Kontrollen:
In diesem Fall zeigt sich erneut: Kontrollen werden nicht durchgeführt oder versagen. Bei der Häufung der Skandale in der landwirtschaftlichen Tierhaltung und vor allem der Wiederholungstäter stellt sich die Frage, ob ein System, das in den meisten Fällen nicht einmal die minimalen gesetzlichen Regelungen einhält, wissentlich unterstützt wird.